Katergedanken zum neuen Jahr

Katergedanken zum neuen Jahr

Nee, also, ich begreife diese Zweibeiner einfach nicht!

Sie geben ja immer mal unverständliche Laute von sich, und manche davon tragen diesen Namen durchaus zu Recht. Es rumpelt, kracht, klappert, quietscht und pfeift gelegentlich im und außer Haus so gewaltig, dass ich mir keinen Reim mehr darauf machen kann und sicherheitshalber auf kürzer oder länger dunkle, stille Örtchen aufsuche wie zum Beispiel unter dem Sofa (fürsorglich von dicken Decken verhängt und mit kuscheligen Zeitungen ausgelegt).

Aber dann kommt regelmäßig ein Tag, da behaupten sie, sie brauchten jetzt unbedingt ein neues Jahr (wieso eigentlich, das alte ist doch meistens noch ganz gut, finde ich) und müssten es dann auch noch besonders begrüßen, und zwar so laut und bunt und stinkig wie möglich! Muss ich das verstehen?

Und dann geht nach tagelangen leichten Vorübungen plötzlich mitten in der Nacht ein wahrhaftiges Höllenspektakel rings um unser Haus los! Es donnert und blitzt lauter als bei einem Gewitter, und ich traue mich gar nicht mehr zu den gewohnten Inspektionsgängen auf meinen geliebten Balkon. Da qualmt und stinkt es nämlich dann grässlich, die Luft ist dick mit dreckigem Staub vernebelt, und die Böller knattern so dicht an meinen armen Ohren vorbei, dass meine Dosenöffnerin  sicherheitshalber mit einem Wassereimer bereitsteht, falls sich einer zu uns herein verirren sollte. (Das kommt tatsächlich manchmal vor, habe ich gehört …)

Lieber verkrieche ich mich, so lange das dauert (meist etwa vier Stunden!!!), ganz hinten in meiner Sofahöhle oder manchmal auch ganz woanders, wo mich niemand finden kann, habe heftig Herzklopfen und wünsche mir sehnlichst, ich könnte die Ohren einrollen und mich ganz tief einbuddeln!!! Wenigstens bleibt Frauchen immer in der Nähe! Also nee, das alles verstehe ich wirklich nicht!

Und es soll auch noch richtig viel Geld kosten, sagt man! Dabei gibt es doch gleichzeitig ein schönes, großes, allerdings viel kürzeres Lichtspektakel für alle auf dem großen Berg neben den beiden Häusern mit den spitzen Türmen – genügt das nicht, wenn es denn unbedingt sein muss mit dem neuen Jahr?

Da könnten diese Knallfrösche doch statt dessen das viele Geld zum Beispiel dem Tierheim geben, damit meine alten Kumpels sich mal so richtig mit feinen Sachen den Bauch vollschlagen können (wenn sie schon keine Frauchen oder Herrchen haben wie ich, die ihnen immer etwas Leckeres hinstellen) oder neue Kratzbäume und Klos und andere wichtige Sachen gekauft und sogar die blöden Pikser beim Tierdoktor davon bezahlt werden können!

Oder sie geben es armen Zweibeinerkindern – ich habe nämlich in der bunten Flimmerkiste solche gesehen, die auch dringend Hilfe benötigen – zum Beispiel da unten in diesen Ländern, wo meine großen Verwandten leben …

Das fände ich toll – und brauchte mich außerdem auch nicht mehr wie auch all die vielen anderen Vierbeiner voller Todesangst zu verkriechen!

Es soll ja sogar ganz alte Zweibeiner geben, die sich dann mit Schrecken an eine Zeit erinnern, in der durch ähnlichen Blitz und Donner ihre Freunde und Verwandten sterben mussten (und wohl auch viele Vierbeiner – die hat natürlich keiner gezählt.)

Also bitte, liebe Zweibeiner, denkt doch nochmal nach über die Sache mit diesem neuen Jahr! Oder nehmt notfalls einfach nochmal das alte … Wer weiß denn, ob das neue besser wird?