blaugelbrot – bauhaus baut brücken

blaugelbrot – bauhaus baut brücken

selbst als (wenn auch aus dem anhaltinischen eingewanderte) inzwischen hinreichend alteingesessene und noch immer einschlägig begeisterte erfurterin muss ich (neidvoll!) zugestehen, dass das epizentrum der kulturlandschaft thüringen – und zwar nicht nur wegen johann wolfgang des großen wie auch fridericus des freiheits-königs sturm und drang und weltenweisheit – offenbar noch immer ein uns benachbartes, vor lauter historie in den morschen mauern knisterndes 60.000-seelen-dorf ist, von dem vor 100 jahren eine geistige revolution ausging, die bis heute die menschheit umtreibt: WEIMAR!
(erfurt, verzeih mir – ich hab es tatsächlich ausgesprochen!)

selbst die bald darauf folgende vertreibung dieses bauhaus genannten glutkerns aus seiner konservativen idylle konnte weimar als quelle des unheils, als büchse der pandora, nicht mehr rückgängig machen.

überraschenderweise noch immer wird seither trotz alledem weltweit um linien, ecken und kanten, um blaugelbrote kreise, dreiecke und quadrate, um die gesetze der serie und die vorzüge und nachteile von norm und raster, klarheit und strenge in holz, textil, glas, beton und stahl zwischen konsequenz und kompromiss in kunst und leben konstruktiv und gnadenlos debattiert – mit unterschiedlichen bis widersprüchlichen, immer wieder umstrittenen ergebnissen.

warum denn auch nicht?! die hefe treibt noch, der wein gärt noch.
trotzdem schmeckt es den meisten schon ziemlich gut.
der alte vulkan grummelt und leuchtet zugleich – magma wird bekanntermaßen zu fruchtbarem boden!

klar ist natürlich auch:
wenn weimar jubiläum feiert, feiert erfurt mit – so wie ganz thüringen und eigentlich die ganze welt.
doch mit ganz besonderem recht webte erfurt dem jubilar zum diesjährigen krämerbrückenfest einen blaugelbroten teppich in den brückenhimmel, der alte und neue höhen und tiefen (je nach standpunkt) zumindest temporär souverän überspannte.
inspirierend für die beiden jungen designer hermann beneke und oliver bekiersz waren die vor 100 jahren ebenso jungen und experimentierfreudigen bauhausweberinnen wie die erfurterin margaretha reichardt, deren werkstatt in erfurt-bischleben noch heute von einer ihrer schülerinnen in ihrem sinne fortgeführt wird und besichtigt werden kann: bauhaus und kein ende!
www.kunstmuseen.erfurt.de

und mephisto noch eins und überkreuz geguckt:
das sieht ja alles auch noch aus wie fachwerk – oder?!
wer glaubt da noch an zufall?

 

siehe auch: bauhaus-grüße